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Ein Farang schlägt zurück

Ein Farang schlägt zurück

In einem Massagesalon in Pattaya trifft David die Liebe seines Lebens. Für seine neue Freundin gibt er alles auf und geht nach Thailand, um für immer mit ihr zusammen zu sein. Als die Masseuse immer mehr Geld von David verlangt, bekommt die Liebe Risse. Eines Tages stellt er fest, daß seine Freundin ihn nicht nur verlassen, sondern vollkommen abgezockt hat. Der Farang schwört erbarmungslose Rache…

Leseprobe

Zwar kühlt es im Isan nachts stark ab, aber wenn die Sonne scheint, ist es unerträglich heiß. Wüstenklima. Es war still. Fast wie bei einer Siesta. Niemand befand sich auf der Straße. Entweder arbeiteten die Dorfbewohner auf den Feldern oder sie suchten vor der Hitze Schutz in ihren Häusern. Ich stand an der Kreuzung mit den fünf Straßen und wartete.

Plötzlich sah ich in weiter Ferne eine Staubwolke, die offensichtlich von einem Fahrzeug aufgewirbelt wurde. Bald hörte ich das Motorengeräusch eines Mopeds. Es kam schnell näher. Der Fahrer mußte den vierten Gang eingelegt haben, obwohl er über eine holprige Schotterpiste fuhr. Ich beobachtete das Motorrad, denn sonst gab es nichts zu sehen.

Als es mich fast erreicht hatte, schwenkte es herum und fuhr direkt auf mich zu. Ich mußte zur Seite springen, um nicht angefahren zu werden. Das Motorrad wendete ein paar Meter hinter mir und kam erneut auf mich zu. Der Fahrer, ein untersetzter, um nicht zu sagen bulliger Typ mit kurzen schwarzen Haaren, gehörte nicht zu den Schwarzhemden, denn er hatte einen freien Oberkörper. Wieder verfehlte er mich um Haaresbreite. Dann gab er auf. Er bremste und ließ die Maschine auf die Seite kippen.

Wütend stapfte er auf mich zu. Jetzt erkannte ich ihn. Es war Soms Bruder Jack, mit dem ich ein paar Wochen zuvor Bier Chang getrunken und lab bpla gegessen hatte. Dieses Mal sah es nicht so aus, als ob er mich zum Essen einladen wollte. In seiner Hand hielt er einen großen Zettel. Unschwer als eines meiner Flugblätter zu erkennen. Ich hatte es zu weit getrieben. Er wollte wahrscheinlich seine Mutter wegen des Flugblattes sprechen, und nun kam es Jack zweifellos sehr gelegen, daß ich ihm bei seinem Vorhaben in die Quere gekommen war.

Jack begann mich zu schubsen. Ich wich zurück, denn ich hielt nichts von körperlichen Auseinandersetzungen. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, Som für das, was sie mir angetan hatte, zu verprügeln oder ihr eine zu knallen. Ich war ein Schreibtischtäter, von meinem Einbruch in Soms Haus in Pattaya einmal abgesehen.

„Häd yang“ schrie er. Was machst du?

Mein Herz raste, und ich ging rückwärts. Er folgte mir und schrie bedrohlich. Jack trat mich ein paarmal mit dem Fuß wie ein Thai-Boxer. Er zielte dabei auf Magen und Brust, jedoch nicht zwischen meine Beine, was ihm sicherlich einen schnellen K.O.-Sieg beschert hätte. Ich wich zurück, und wir passierten einen Vorgarten, neben dem leere Bier Chang-Flaschen zu einem Stapel aufgeschichtet worden waren. Jack bückte sich und nahm eine Flasche in die Hand. Am Flaschenhals.

Komischweise mußte ich in diesem Augenblick an eine englische Redewendung denken, die es in der deutschen Sprache so nicht gibt: „You could end up on the wrong side of a bottle.“ Man könnte sich auf der falschen Seite einer Flasche wiederfinden. Merkwürdig, welche Dinge einem in den unmöglichsten Situationen durch den Kopf schossen. Jack stürmte auf mich zu, die Flasche schwingend. Keine Frage, was er vorhatte. Ich wagte nicht, ihm den Rücken zuzudrehen, vielleicht konnte er schneller rennen als ich. Zwar war er dick, aber er hatte wegen der täglichen Feldarbeit sicherlich Kräfte wie ein Bär. Daher wehrte ich seinen Schlag mit meinem Arm ab.

Die Flasche traf mein Handgelenk. Sofort durchzuckte mich ein unbeschreiblicher Schmerz. Die Flasche ging bei dem Schlag nicht kaputt. Das gibt es nur in Filmen. Jack schlug noch einmal zu, wieder wehrte ich ab und meine Hand wurde lahm. Instinktiv hatte ich als Linkshänder meinen linken Arm nach oben gerissen. Nun war ich so gut wie kampfunfähig. Ich bückte mich schnell, griff mit meiner rechten nach einer Bierflasche und zerschlug sie am Gartenzaun. Mit dem abgebrochenen Flaschenhals hielt ich Jack in Schach. Er konnte nicht wissen, daß ich Linkshänder war und meine rechte Hand so gut wie nie benutzte. Das machte mir etwas Mut, während wir uns im Kreis drehten, fast tänzelnd.