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Flucht

Flucht von David McMillan

Die wahre Geschichte des ein­zigen Auslän­ders, dem es gelang, aus dem berüchtig­ten Gefängnis Bangkok Hilton auszubrechen.Im Klong-Prem-Gefängnis in Bang­kok, bekannt unter dem Namen "Bangkok Hilton" , vermodern 12 000 Gefangene, davon 600 Ausländer.

Der australische Drogenschmuggler David McMillan berichtet über seinen Ausbruch aus dem berüchtigtsten Gefängnis Asiens. Von seiner Verhaftung auf dem Flughafen in Bangkok bis zur Urteilsverkündung schildert er als Insasse das Leben der ausländischen Gefangenen, die durch Krankheit, Verwahrlosung und Verzweiflung zerstört werden. Der Tod ist der einzige Ausweg. Zwei Wochen vor ­seiner fast sicheren Hinrichtung floh Mc­Millan. Er wurde nie wieder in Thailand ge­sehen…

Leseprobe

Die junge Thai mit den langen Fingernägeln an dem Check-in-Schalter war gerade zu ihrem Vorgesetzten gegangen. Das automatische Lächeln war ihr vergangen, als sie nach meinem Ticket und meinem gefälschten Reisepaß gegriffen hatte. Auf der anderen Seite bewegten sich Männer in dunklen Anzügen zu unscheinbaren Ausgängen. An den Ausgängen sahen sich Polizeibeamte in die Augen und schienen auf ein Signal zu warten.

Zwei Reihen neben mir an einem anderen Check-in-Schalter sah ich einen Bekannten, einen Schmuggler-Kollegen. Er war auf einer anderen Mission, doch er hatte gemerkt, daß gerade etwas passierte, nahm seinen Koffer und bewegte sich langsam rückwärts. Das war ein schlechter Tag am Flughafen – und es würde noch schlimmer kommen. Nun, nach drei Tagen in Thailand und drei Monaten Planung mit einer neuen Identität, die gerade den Bach runtergegangen war, blieben mir genau sechs Minuten, um aus dem Flughafen zu verschwinden und in Bangkok unterzutauchen.

Während ich mich auf die Ausgänge zu bewegte, versuchte ich, mich so natürlich wie möglich zu verhalten. Ich tat so, als ob ich durstig sei, als ich zu einem Wasserspender ging. Anstatt etwas zu trinken, ging ich in das nahegelegene Treppenhaus und gelangte in die darunter liegende Ankunftshalle. Von dort aus ging ich an ein paar wartenden Taxis vorbei und erreichte schließlich einen düster aussehenden Parkplatz, auf dem etwa fünfzig Taxis standen, die Fahrer dösten in der feuchtschwülen Luft vor sich hin.

Der Fahrer, den ich aufweckte, freute sich darüber, einen Job außer der Reihe zu bekommen. Als wir aus der Dunkelheit heraus auf die Stadtautobahn fuhren, konnte ich mir sicher sein, daß uns niemand folgte. Der schneidende Wind der Klimaanlage im Taxi konnte nicht meine hitzige Frustration abkühlen. Andererseits hätte ich etwas mehr über die vielen Polizisten im Flughafengebäude nachdenken sollen.

In der Bar im Sheraton Hotel machte ich eine Aufstellung über meine Verluste und noch verbliebenen Vermögenswerte. Die kleine Tasche zu meinen Füßen enthielt einen jungfräulichen Reisepaß. Selbst die gewieftesten Ermittler hätten Probleme gehabt, den Namen in dem Paß in weniger als zweiundsiebzig Stunden zu identifizieren und zu übermitteln. In meinen Taschen befanden sich 12 000 US-Dollar sowie weitere 32 000 US-Dollar, die hinter den Nähten meiner Tasche versteckt waren.

Am Flughafen war mir der Westlake-Paß abhanden gekommen. Aber das war nicht weiter wichtig, auch wenn er auf meinen Aufenthalt im Oriental Hotel hinweisen würde. Bevor Techniker meine Telefone anzapfen konnten, würde ich meine Familie anrufen und sagen, daß ich zu Weihnachten – fünf Tage später – nicht zurück sein würde.