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Yings Geheimnisse

Yings Geheimnisse

Geheimnisvoller Mord im Rotlicht-Milieu von Berlin. Vermutlich hatte die Konkurrenz etwas gegen den Inhaber einer GoGo-Bar und räumte ihn aus dem Weg. Doch auch dessen Zwillingsbruder ist verschwunden. Zwei thailändische Schwestern, die in der Bar gearbeitet haben, spielen eine mysteriöse Rolle. Die Spur führt einen deutschen Kommissar nach Thailand, wo er eine Affäre mit einer jungen Thai beginnt. Dort gerät er in einen Sumpf aus Korruption, Sex und falschen Verdächtigungen.

Leseprobe

Im Speisesaal seines Hotels legte sich Ludger gerade ein Spiegelei auf seinen Toast, als sich jemand an seinen Tisch setzte. Ludger sah auf.

„Guten Morgen, Mr. Bruske. Gut geschlafen?“

„Guten Morgen, Captain.“

„Sie sehen immer noch müde aus“, sagte Chouchai. „Sie hatten wohl eine ereignisreiche Nacht?“

Ludger sagte nichts. Er blickte auf sein Spiegelei und aß automatisch, ohne den Captain noch einmal anzusehen. Ludger gab in diesem Moment vor, sich für seinen Toast zu interessieren, den er mit dem Messer in möglichst rechtwinklige Stücke zerschnitt.

„Wie war sie denn, die Nummer siebzehn?“ Chouchai ließ nicht locker.

Ludger aß schweigend.

„Hoffentlich nicht erst Ihre siebzehnte Nummer.“ Chouchai lachte. „Bestimmt ein besonderes Erlebnis, was?“

Irgendwie erinnerte Ludger der Captain an Jens. War er um den halben Erdball gereist, nur um Jens' Reinkarnation zu treffen? Und da Jens noch lebte, handelte es sich bei diesem Captain um Jens' asiatischen Doppelgänger. Zwei Jens' auf dieser Welt und Ludger hatte mit beiden beruflich zu tun. „Warum wollen Sie immer alles so genau wissen?“ fragte Ludger schließlich kauend.

„Ich interessiere mich eben für alles und jedes. Ich bin Bulle. Sie sind Bulle. Wir haben einen gemeinsamen Fall. Da muß man doch wissen, was los ist. Aber was soll's. Wenn Sie nicht darüber reden wollen... Ich habe genug Phantasie. Erst haben sie ihr ein paar Drinks spendiert, dann ihre Bar-fine bezahlt und sind schließlich mit ihr ins Hotel gefahren. Dann haben Sie gemeinsam geduscht. Und dann sind Sie ins Bett gegangen. Vorher hat Nummer siebzehn noch Ihre Kleidung ordentlich zusammengelegt, nicht wahr? Nun, das ist die thailändische Erziehung. Dann haben Sie ihren Körper berührt, Mr. Bruske. Die Haut sanft wie ein Babypopo. Wie der Werbespruch von Thai Airways: ‚Smooth as Silk'. Und dann...“

„Jetzt reicht's aber.“

„Ich wollte Ihnen nur den Morgen versüßen und die Erinnerungen zurückholen“, verteidigte sich Chouchai. „Sie ist weg und kommt nicht wieder. Wie ein Traum. Wie eine Seifenblase, die zerplatzt ist.“ Chouchai öffnete die geschlossene Hand, um seine Worte zu verdeutlichen. „Es sei denn, Sie zahlen eine neue Runde. Wie heißt sie eigentlich?“

„Keine Ahnung. Habe nicht gefragt.“

„Oh Mann, Mr. Bruske. Soll ich etwas arrangieren? Man kann diese Mädchen auch länger mieten, wenn ich's mal so formulieren darf. Wir nennen das mia chao . Machen eine Rundreise mit den Touristen. Zeigen ihnen tagsüber die Tempel und nachts das Kama Sutra.“

„Das ist ein indisches Buch“, sagte Ludger bockig.

„Na und? Immerhin kommt der Buddhismus aus Indien. Unsere Sprache ist mit dem indischen Sanskrit verwandt. Wußten Sie das nicht?“

„So eingehend habe ich mich mit Thailand nicht beschäftigt. Ich las nur einige Seiten in einem Reiseführer auf dem Flug hierher.“

„Mein lieber Mr. Bruske, wenn Sie dieses Land verstehen wollen, müssen Sie sich eingehender damit beschäftigen. Sonst werden Sie Ihren Fall nie lösen.“

„Dafür habe ich Sie.“

Chouchai lachte. „Gut gekontert. Wie geht's weiter?“

„Ich hatte Ihnen schon beim gestrigen Abendessen meinen Plan geschildert“, sagte Ludger geschäftig. Er schob seinen Teller beiseite und winkte einem Kellner um zu signalisieren, daß er zahlen wollte. „Kaffee ist verdammt gut hier.“

„Richtig, richtig“, sagte Chouchai. „Plan A.“

„Ein einfacher Plan. Komplizierte Pläne funktionieren nicht, einfache doch.“

„Und was ist, wenn nicht?“

„Dann tritt Plan B in Kraft.“

„Und der lautet?“ fragte Chouchai.

„Das muß ich mir überlegen, wenn es soweit ist.“ Ludger nahm einen letzten Schluck Kaffee und erhob sich.