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Wa(h)re Liebe

Wa(h)re Liebe

Interviews mit cleveren Mädchen und Liebeskaspern

Behandelt die teuren Folgen von Urlaubsflirts und gibt einen Einblick ins Milieu der Thai-Urlaubsmetropolen. Umfang: 132 S. 18 x 24 cm.

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350 Baht / 18 Euro / 28 Franken

 

 

 

 

Wa(h)re Liebe

Manchmal sind es aber auch gerade die echten „Landeier“, die recht gut absahnen. Ihre äußerliche Unscheinbarkeit machen sie durch exzellenten Service und Technik wett. Sie geben dem überwältigten Farang das Gefühl, ein ver­borgenes Juwel entdeckt zu haben. Bedenken, daß er vielleicht nur so lange bei Laune gehalten wird, bis das Haus steht, Auto, Motorrad und Fernseher bezahlt sind, kommen ihm nicht. Der Hinauswurf trifft ihn unvorbereitet.

Sehr oft steht beim Hausverlust u. ä. noch nicht einmal eine böse Absicht dahinter. Wenn der Farang (nicht sehr respektvolle Bezeichnung für westliche Fremde in Thailand) sich ordentlich benimmt, dann kann er ja bleiben. Er hat aber seine Pflicht zu tun: nämlich die Familie am Leben zu erhalten und zu achten. Angriffe auf selbige zum Schutz der Privatsphäre sind baab (widersprechen der gängigen Verhaltensnorm) und provo­zieren den Rausschmiß. Wer etwa der Mutter oder dem Bruder der Frau verbietet, etwas aus dem Kühlschrank zu nehmen, riskiert, daß dies als Angriff auf das höchste Gut, die Familie, betrachtet wird.

Kampfhandlungen bis hin zu Grausamkeiten durch Thais treffen den Euro­päer, der die hiesige Mentalität nicht kennt, unerwartetet, unvor­ange­kündigt und meistens genau auf den Punkt. Der oft jahrelang aufgestaute Ärger über den Farang, der – bewußt oder unbewußt – demütigt, verletzt und miß­achtet, entlädt sich in der für ihn ungünstigsten Situation. Das zahme „Haustier“ wird zum Raubtier – oft deshalb, weil ein Minimum an menschlichem Anstand und Achtung fehlt...

Solche und ähnliche, bei uns fast täglich eingehenden Berichte und Geschichten, gleichen sich oft zum Verwechseln. Nur die Namen sind austauschbar. Wollten wir alle der TIP-Redak­tion bekannten Abzock-Stories abdrucken, dann würde dieses Werk tausende Seiten um­fassen.

Die Qualität und Intensität der sexuellen Dienstleistung, die in Thailand erbracht wird, führt bei vielen im Saft Stehenden und besonders bei Midlife-Crisis-Kandidaten, ja selbst bei Rentnern älteren Semensters zu katastro­phaler Fehleinschätzung der Marktlage und Situation auf dem Liebesmarkt Thailands. Man muß sich nur mal folgendes durch den Kopf gehen lassen: Gesetzt den Fall, man hätte in etwa das 10- bis 20fache an Kapital und würde es in heimischen Gefilden investieren. Die Damen des Gewerbes, ob nun hier oder dort, beurteilen Angebote und Kunden in gleicher Art und Weise: nach deren Ergiebigkeit und Sicherheit sowie nach dem Pflegebedarf. Niemand würde in Deutschland beispielsweise auf die Idee kommen, als 70jähriger mit Bauch, Glatze und Rheuma die Liebe einer 25jährigen Gunst­gewerb­lerin gewinnen zu wollen und glauben, diese würde ihn aus lauter Liebe sogar heiraten. Die gleiche Chance hat er in etwa in Thailand.

Aber selbst als einigermaßen attraktiv aussehender Kunde auf dem Liebesmarkt bleibt man doch immer noch Kunde. Wer dies vergißt, muß dafür doppelt bezahlen: mit seinem Geld und dem Verlust seiner Illusion. Wenn Mann dabei an Erkenntnis gewönne, hätte es vielleicht noch Sinn gehabt, meist ist aber auch die Erkenntnisfähigkeit dieser Leute stark herabgesetzt...

Die Damen des Gewerbes zeigen in Thailand jedenfalls eine hohe Anpassungsfähigkeit an die Marktgegebenheiten. Besonders im Vorteil sind die erfahrenen Damen, die schon einmal eine Beziehung mit einem Ausländer hinter sich haben, im Ausland lebten und womöglich die Sprache sprechen. Sie kennen die schwachen Stellen der Farangs genau. Jene fühlen sich gern als willkommenen Retter ihres „Mädchens“ aus dem Sumpf der Prostitution. Selbstverständlich stellen sich auch die Barfrauen in Bangkok oder Phuket gerne als „anständiges Mädchen“ dar. Sehr gebräuch­lich ist hier die Ehevermittlung für Bekannte und Familienangehörige. Wer in einer Bar oder in einem Restaurant arbeitet, stellt sich als Randfigur im Job dar – Schwester, Kassiererin, Serviererin, Besuch usw. Der Ausländer schreibt die spontan ausgebrochene Smpathie der exotischen Wirkung seiner Persönlichkeit zu und ist felsenfest davon überzeugt: Meine ist nicht wie die andern…

Wenn Sie davon ausgehen, daß Sie als ausländischer Tourist von thailändischen Frauen, die nicht eindeutig finanzielle Absichten haben und nicht der niedersten Gesellschaftsschicht angehören bzw. aus dem Isan stammen, zu mehr als 95% nicht als Ehekandidat der ersten Wahl akzeptiert werden, dann liegen Sie in etwa richtig. Alles andere ist Wunschdenken. Der Kontakt zwischen Ausländern und Thais ist deshalb zum absolut über­wiegenden Teil ausschließlich durch finanzielle Interessen bestimmt. Die Anbieterin sieht beim Ausländer den besseren Absatzmarkt für ihr Service-Angebot. Wir haben schon hundertmal und noch öfter gehört, wie diese unumstößliche Wahrheit von verliebten Farangs mit dem schlagenden Argument „Meine ist anders!“ leichtfertig beiseitegewischt wird. Wer nicht hören will, muß eben zahlen…

Die nachfolgenden Berichte über Mischehen zwischen Thais, die im Touristenmilieu arbeiten und Ausländern sollen niemand herabsetzen, weder Sextourist noch Sexarbeiterin. Sie beruhen auf jahrzehntelanger Erfahrung und „Marktbeobachtung“. Wir wollen nicht bestreiten, daß auch in einer thailändisch-deutschen Ehe (wobei die Frau und/oder deren Eltern aus dem Isan stammen und im Touristenmilieu arbeiten) die Möglich­keit besteht, auf­grund beiderseitiger realistischer Einschätzung der Situation und mit großem gegenseitigem Verständnis und Aufeinanderzugehen zu einer befriedigenden und auch gleichberechtigten Partnerschaft zu gelangen. Wir kennen selbst einige wenige solche Fälle, in denen das offenbar auch über Jahrzehnte hinweg klappt. Einfach ist dieser Weg jedoch nicht.

Wa(h)re Liebe entwickelte sich seit der ersten Auflage im Januar 1999 innerhalb kurzer Zeit zum Standardwerk über alles, was man wissen muß, um mit etwas Humor hinter die Kulissen der Szene zu schauen. Wir vermeiden hier grundsätzlich, mit dem erhobenen Zeigefinger zu moralisieren. Es ist uns ferner bewußt, daß an dieser Stelle Beiträge höchst unterschiedlichen Niveaus wiedergegeben werden – vom erklärten Sex­touristen, der den Zweck seines Hierseins offen einräumt, bis hin zum bekannten Buchautor. Selbstverständlich haben wir für diese Schrift auch das Internet, vor allem natürlich unser eigenes Forum, hemmungslos ausgeschlachtet.

Es geht uns um die möglichst realistische Darstellung des Verhältnisses zwischen Freier und Mädchen in der Beziehung (westlicher) Tourist–Barmädchen, wie sie in Thailand nun einmal ist. Um den heißen Brei herumzureden, nützt niemand. Die Wahrheit ist auch im vorliegenden Falle nicht immer ganz so, wie sie manche Journa­listenkollegen gerne herbei­schreiben würden. Ein tieferes Verständnis der Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Kulturen und mit höchst unterschied­lichen Zielen kann allen Seiten – gerade auch dem außenstehenden Beobachter – nur nützen.

Ein weiteres Ziel der vorliegenden Sammlung ist die Desillusionierung des Lesers und damit der entscheidende Schritt zur Vermeidung von finanziellen und auch seelischen Schäden auf dem Schlachtfeld der Liebe in Thailand. Dieses Buch lebt von den Erfahrungen seiner Autoren, die zum Teil seit Jahrzehnten in Thailand leben. Alle Berichte beruhen auf tatsächlichen Geschehnissen; die Berichterstatter und fast alle Akteure sind Mitarbeitern unserer Redaktion persönlich bekannt, wobei wir insofern lediglich einige Beiträge in der sprachlichen Form etwas überarbeitet haben.

Ihre TIP-Redaktion

Wo ist die Thaifrau aus guter Familie?

Von Kubo

„Pattaya-Girls“ (auch auf Phuket und anderswo soll es solche geben) kommen meist aus besserem Milieu, als sie es am Zielort unter Farang-Zuhältern und Barbetreibern gefunden haben. Das Pech dieser Frauen ist nur, daß man in dem guten ländlichen Milieu unter Reispflanzern und Zuckerrohranbauern verteufelt schwer an die zu einem nach thailändi­schem Fernsehvorbild gepflegten Lebensstil gehörenden Dinge heran­kommt. Und diese Kohle mit Reispflanzen und Feldarbeit zu verdienen, macht auch die schönste Sexy Lady schnell alt und häßlich.

Will so eine Frau, die aus ihrer Sicht leider zur falschen Zeit an falscher Stelle als Reisbauerntochter geboren wurde, nun von einem ziemlich mittellosen Thaimann nicht mit Geld, sondern lediglich mit einem oder mehreren Kindern beglückt wurde, in absehbarer Zeit die Chance be­kommen, auch mal einen ausländischen „Big Boß“ mit genügend Kohle in der Tasche kennenzulernen, führt an Pattaya oder einem anderen Touristenzentrum kein Weg vorbei.

Dort ist sie als Barbestückung hochwillkommen und kann ihre ganz natürlich erworbenen Fachkenntnisse der wichtigsten männlichen Bedürf­nisse gewinnbringend verwerten. Vergnügen werden sie zwar nicht immer dabei empfinden, weil viele „Big Bosse“ und Schmalspur-Playboys auch oft die größten Kotzbrocken der westlichen dekadenten Zivilisations-Endzeit sind, doch von Zeit zu Zeit sind wie in einer Lotterie auch mal gute Treffer zu landen, und dann findet manchmal sogar das Elend für einen ganzen Thai-Clan dank der rechtzeitigen Expedition einer schönen und mutigen Tochter der Familie in Farang-Wohlstandsland ein gutes Ende.

Daß aufgrund dieser Verbindung aber oft auch das Ende des Farang-Wohlstandes gekommen sein kann, will ich hier aber nicht unerwähnt lassen. Man hört, das soll des öfteren vorkommen.

Was noch fehlt, ist die Bekanntschaft mit intellektuellen Thaifauen, mit denen man „rational und kontrovers“ diskutieren könnte. Solche, die aus „besseren Familien“ zu kommen scheinen, wollen wohl weniger mit Farang-Big-Bossen zu tun haben ... da ist man dann eben zufrieden mit einer Frau aus dem Issan, die ihren Big Boß auch nach vielen Jahren noch anerkennt, bzw. wenigstens aus taktischen Gründen so tut als ob.

Wenn das die Thai-Regierung auch so halten und entsprechende Zugeständnisse machen würde, könnten sich die Farangs im Land auch erheblich wohler und noch viel „erwünschter“ beim Geldausgeben fühlen.

In fünf Jahren nichts gelernt!

Chöbu ist der Prototyp eines Daueropfers. Wie der Deckel auf den Topf paßt dazu die clevere Tong, die sich auf­grund jahrelangen Studiums genau auf diesen Typ eingeschossen hat. Alles läuft wie im Bilderbuch. Gespielte Eifersucht spiegelt Liebe vor, und Liebe entschuldigt alles. Der verklemmte Eidgenosse hat sogar insgeheim Gewissens­bisse. Hier spielt eine gewisse Portion von Masochismus mit - keine seltene Version.
Dies ist ein Brief Chöbus an seinen Partner, der ihm sein Schicksal genau vorausgesagt hatte. Aber alle Ratgeber sind nur eifersüchtig, und meine ist ganz anders...

Salü Heiri!

Leider muß ich Dir eine schlechte Nachricht übermitteln. Gestern, als Du bereits gegangen warst, hatte ich wieder einmal Krach mit meiner Freundin. Ich hatte ihr gesagt, daß endgültig Schluß sei. Das wäre ja nicht weiter schlimm. aber ich bin einer der vielen, welcher seiner Freundin in guten Zeiten vertraut hatte. Um es kurz zu machen: ich hatte ihr mein ganzes Geld anvertraut. Nun weigert sie sich, es wieder herauszurücken, und ich besitze keine Möglichkeit, es wiederzuerlangen. Zudem hat sie mich in ihrem Land sowieso in der Hand.

Glücklicherweise ist es nicht soviel Geld, daß meine Existenz ruiniert ist und ich mich umbringen muß. Damit nicht noch Schlimmeres passiert und um von ihr loszukommen, vor allem jetzt, bleibt mir nur eine Möglichkeit übrig: Ich werde Thailand in den nächsten Tagen verlassen und in die Schweiz zurückkehren. Glaube mir, dieser Schritt fällt mir nicht leicht, aber er muß sein.

Tong ist nicht eine von denen, die kurz Stunk machen, sich danach aber wieder beruhigen. Nebst der sogenannten normalen oder auch abnormalen Thaieinstellung ist sie noch krankhaft eifersüchtig. Sie ist felsenfest davon überzeugt, daß ich mich mit anderen Frauen abgebe und ihr Leben ruiniert habe.

Eigentlich mußte ich damit rechnen, denn ich kenne sie bereits seit 5 Jahren. Deshalb muß ich mich an der eignen Nase nehmen. Es tut mir leid für Dich und Peter. Ihr habt euch inzwischen darauf eingestellt, daß ich für das Restaurant tätig sein werde. Dafür möchte ich mich bei Euch entschuldigen. Ich würde es aber verstehen, wenn ihr diese Entschuldigung nicht akzep­tieren könnt. Ich hoffe, daß ihr einen qualifizierteren Mann finden werdet, als ich es bin.

Ich habe nicht nur bei Euch das Gesicht verloren. Auch die Skeptiker vor meiner Abreise werden nun ihre Bestätigung finden, was mich sehr schmerzt.

Für Eure Zukunft wünsche ich Euch nur das beste. Ich hoffe, daß Ihr trotz allem ein wenig Verständnis für mein Handeln aufbringen könnt.

Viele Grüße
Chöbu

Donna ist ein Katoey

Donna hat eine Superfigur, um die sie fast jede echte Frau beneidet. Bei einem Gardemaß von 1,73 m wiegt sie 56 kg. Sie ist 31 Jahre alt und sieht geschminkt aus wie 21. Seit 12 Jahren lebt sie in Pattaya und arbeitet frei – d. h. sie hängt meist immer an den gleichen Plätzen herum und läßt sich ansprechen. Donna gehört nicht zu den aggressiven Typen, und so mußten wir sie erst zu einem Interview überreden.

TIP: Donna, in 12 Jahren Pattaya sollte doch etwas hängen­geblieben sein. Wieviel hast Du auf dem Bankkonto?

Donna: Schön wär's. Aber da ist nichts drauf.

TIP: Du siehst super aus. Auch bei dem herrschenden Über­angebot hier in Pattaya solltest Du doch gut verdienen.

Donna: Wenn ich Geld habe, dann sitze ich mit meinen Freunden nach der Arbeit zusam­men, und wir trinken und spielen. Das kostet Geld. Außerdem sind Kleider und Hormon­spritzen ziemlich teuer. Und meine Familie in Ayuthaya will auch immer Geld.

TIP: Du hast keinen Superbusen wie viele andere Katoeys - das sieht von außen ganz normal aus.

Donna: Der ist echt - hier schau und fühl mal. (Sie hebt ihren Pulli und zeigt einen ideal ge­formten Busen mit erstaunlich normal wir­ken­den Warzen.)

TIP: Wie oft mußt Du dafür Hormone nehmen? Was kostet das? Wie lange nimmst Du das Zeug?

Donna: Mit 19 Jahren habe ich damit angefangen. Da nahm ich zuerst Kapseln - die machten mich richtig aggressiv. Nun lasse ich mir pro Woche eine Injektion geben. Das kostet jedesmal 250 Baht.

TIP: Was haben die Hormone für Auswirkungen auf Dein Liebesleben?

Donna: Ich mache meinen Job und habe keinen Freund und also auch kein Liebesleben. Aber wenn ich einen Dauerfreund habe, den ich mag, dann setze ich aus.

TIP: Willst Du Dein ganzes Leben lang Hormone essen? Das ist doch ungesund. Ich habe noch nie einen wirklich alten Katoey gesehen, aber mit 40 Jahren sehen die alle ziemlich abgewrackt aus.

Donna: Wenn ich Geld habe, dann lasse ich mir die Brust machen. Dann brauche ich keine Hormone mehr.

TIP: Willst Du keine Geschlechtsumwandlung machen?

Donna: Nein, nein! Davor habe ich Angst.

TIP: Wie stellst Du Dir Deine Zukunft vor?

Donna: Irgendwann kommt mal ein Mann, der mich liebt und mich hier rausholt. Er kann ruhig älter sein, muß aber genug Geld haben und nett sein.

TIP: Eine indiskrete Frage: Wie läuft eigentlich Dein Liebes­leben ab - ich meine außerdienstlich? Du fühlst als Frau, und bei uns haben die Frauen Anspruch auf einen Orgasmus beim Verkehr. Wie sieht das bei Dir aus?

Donna: Wenn ich jemanden liebe, habe ich auch einen Orgasmus beim Verkehr...

TIP: Wie funktioniert denn das technisch, wenn Du einen ganz normalen Mann bekommst und Dich aber nicht operieren lassen willst?

Donna (etwas verlegen): Ich habe sehr viel Gefühl. Wenn mich ein Mann nimmt, den ich mag, dann kommt das automatisch...

TIP: Weiß Deine Familie, wie Du Dein Geld verdienst? Hast Du Probleme zu Haus, weil Du nicht „normal“ bist?

Donna: Ja. Mein Vater liebt mich, er akzeptiert alles, was ich tue. Meine Mutter will nur Geld und war immer dagegen, daß ich mich als Frau kleide. Aber als ich mal einen Österreicher mit nach Hause brachte, den ich liebte, wurde alles akzeptiert, weil er sehr großzügig war. Meine drei Schwestern sind verheiratet, aber zwei meiner drei Brüder gammeln herum und liegen meiner Mutter immer in den Ohren wegen Geld.

TIP: Wie oft gehst Du nach Haus?

Donna: Vielleicht ein oder zweimal im Jahr - das reicht.

TIP: Wieviel Geld verdienst Du eigentlich so im Schnitt?

Donna (überlegt): Na ja, so um die 40 000 Baht pro Monat - mal mehr, mal weniger.

TIP: Wie kommst Du zu Deinen Kunden? Wirst Du angesprochen, oder sprichst Du sie an?

Donna: Wenn ich nichts getrunken habe, bin ich schüchtern und traue mich nicht. Darum sitze ich meist vorher mit Freunden zusammen und trinke mir Mut an. Wenn die Bars schließen und die Touristen heimgehen, ist es relativ einfach, jemanden zu finden.

TIP: Wie sieht es mit den regelmäßigen Einkünften aus? Du hast doch sicherlich Verehrer, die Dir etwas auf Dein Konto überweisen?

Donna: Das ist nicht viel. Ein Australier schickt mir monatlich etwa 4000 Baht. Bis vor kurzem schickte mir mein österreichischer Geliebter monat­lich 12 000 Baht - ich weiß nicht, warum er damit aufgehört hat.

TIP: Man sieht Dich oft hier im Araberviertel. Magst Du Araber? Meist sagen die Mädchen, die stinken und sind oft brutal.

Donna: Ich mag keine Araber. Die stinken wirklich und wollen nur immer bumsen ohne Kondom. Aber wenn keine anderen Touristen da sind, dann nehme ich auch die.

TIP: Auch ohne Kondom?

Donna: Wenn ich keine Kohlen mehr habe und es nötig ist, auch ohne Kondom. Aber meist kann ich den Kunden überreden zu anderen Techniken. Bumsen tut mir weh.

TIP: Hast Du keine Angst vor Aids?

Donna: Ein bißchen schon. Aber wenn es mich erwischen sollte, dann wäre ich jetzt schon tot. Ich glaube, wenn ich nichts Böses tue, dann passiert mir auch nichts Böses. Buddha wird das nicht zulassen.

TIP: Du bist gläubige Buddhistin?

Donna: Ja, ich befolge die Gebote Buddhas, soweit ich das kann. Ich muß aber meinen Lebensunterhalt verdienen. Dafür verkaufe ich meinen Körper. Ich bestehle und betrüge meine Kunden aber niemals, so wie meine Kolleginnen das meist tun.

TIP: Zwölf Jahre in Pattaya sind eine lange Zeit. Du warst sicherlich schon mal mit einem Freier im Ausland, oder nicht?

Donna: Ja, 1996 war ich mit 5 Katoeys zusammen in Moskau. Man hat uns pro Kopf 600 Dollar versprochen pro Monat. Wir sollten dort in einen Kabarett tanzen. Zuerst nahm man uns die Pässe ab, dann vergaß man das Bezahlen. Wir sind dann ausgerückt und haben uns von der Thai-Botschaft neue Pässe ausstellen lassen. Eine Anzeige nutzte nichts - die Polizei war bestochen. Wir hatten unsere Rückflugtickets und sind dann wieder heimgeflogen.

TIP: Hast Du schon mal Rauschgift genommen?

Donna: Ab und zu rauche ich mal Ganja. Aber Heroin lehne ich total ab. Ich habe schon viele daran zugrunde gehen sehen.

TIP: Donna, Du machst einen richtig lieben Eindruck. Es wäre schade, wenn wir Dich in 10 Jahren abgewrackt als Taschendiebin hier wiedersehen müssen. Sieh zu, daß Du mal was auf die Bank bekommst für Deine alten Tage. Warten auf den Märchenprinzen kann ins Auge gehen. Du siehst ja, wie das manchmal geht - wie in Moskau. Besonders Katoeys ziehen solche Typen magisch an. Wir wünschen Dir alles Gute und den Märchenprinzen...

Nachtrag: Donna ist Mitte 2000 an Aids gestorben.

Nicht nochmal!

Rudolf war zum Zeitpunkt des Interviews 58 Jahre alt, kam 1988 nach Thailand und lebt seit 1989 mit Wan zusammen, mit der wir das vorangehende Interview machten. Wir fragten ihn nach seinen Erfahrungen in Thailand in bezug auf Ehe, Zusammenleben, Beruf. Aus beiden Interviews kann sich der Leser mit einiger Kombinationsgabe ein realistisches Bild machen über die Problematik einer Auswanderung und Partnerschaften zwischen Thais und Ausländern.

TIP: Rudolf, Du kennst Thailand nun schon über 30 Jahre, davon 11 Jahre als "Expat", als Auswanderer, der hier seinen Lebensunterhalt verdient und seine Familie und seinen Lebens­mittelpunkt hat. Würdest Du die Entscheidung, auszuwandern und alle wirtschaftlichen Brücken hinter Dir abzubrechen, noch einmal fällen?

Rudolf: Die Frage kann ich ohne langes Überlegen mit einem klaren Nein beantworten.

TIP: Warum?

Rudolf: Mit einem Satz: Ich habe meine Illusionen verloren.

TIP: Warum bist Du eigentlich nach Thailand ausgewandert?

Rudolf: Aus dem gleichen Grund wie mehr als 90% meiner Landsleute: wegen der Illusion über die lieben Mädchen hierzulande.

TIP: Das klingt aber total nach Frust!

Rudolf: Über dieses Stadium bin ich mittlerweile hinweg. Wer das nicht schafft, den schafft Thailand – so oder so. Ich habe die Lektion gebraucht. In Deutschland hätte die Intensität nicht ausgereicht, um mich zur Erkenntnis zu bringen. Hier wird ohne Netz und doppelten Boden gearbeitet. Das Lebensrisiko ist höher. Die Intensität der Botschaft schlägt durch. Solange Du das mit genug Geld absichern kannst, verhindert es die echte Erkenntnis. Wenn Du aber mal vor dem Nichts stehst, und das mit über 50, dann kommst Du ins Grübeln.

TIP: Bleiben wir mal bei den Mädchen. Welche Illusionen hast Du dort verloren?

Rudolf: Ich hatte vor meinem ersten Sexurlaub in Thailand die Vorstellung, hier seien alle Bars mit kleinen Suzie Wongs bevölkert. Das Buch hatte damals einen enormen Eindruck auf mich gemacht. Im Laufe der Touristenjahre habe ich gemerkt, daß in vielen Fällen der Schein trügt und der damals noch umwerfende Service - vom Waschen über das Füttern bis zum Ablesen aller Wünsche von den Augen - nur so lange anhält, wie die Kohle fließt. Aber wenn man sich eine gewisse Menschenkenntnis aneignet, dann kann man sich schon die Richtige aussuchen, wenn man etwas Zeit mitbringt. Ein braves Weibchen zu Haus und Tausende von Abwechs­lungsmöglichkeiten vor der Nase – ohne Probleme und Eifersuchtsdramen – das erschien mir der Inbegriff der Lebensqualität zu sein. In Deutschland hatte ich schon versucht, aus den normalen Beziehungskisten auszu­brechen, aber die Erziehung und ein latentes schlechtes Gewissen hinderten mich daran, das konsequent durchzu­setzen. Zwei Partnerschaften waren die Versuchsstadien. Schon von meinem ersten Besuch in Thailand an setzte sich der Gedanke fest: Hier ist das Paradies, hier lebst Du einmal, wenn Du genug Geld zusammengespart hast.

TIP: Und wann war das der Fall?

Rudolf: Nach 20 Jahren Ackern - allerdings nicht mit dem finanziellen Erfolg, den ich mir gewünscht hatte. Mit idiotischem Einsatz hatte ich drei Betriebe aufgebaut. Den ersten verlor ich an einen großen Partner – durch eigenes undiplomatisches und blauäugiges Verhalten. Den zweiten, der am profitabelsten war, weil es ein reiner Familienbetrieb war, gab ich auf, um wieder dem Hang zum Größeren zu frönen. Mit meinem Perfektionismus und meiner an Brutalität grenzenden Härte mir selbst und meinen Partnern gegenüber zerstörte ich die notwendige menschliche Beziehung zu meinen Partnern beim dritten Betrieb – im Nachhinein wurde mir das klar. Trotzdem waren etwa 150 000 Mark übrig, als ich mich entschloß, den Betrieb meinen Partnern zu überlassen. Ich dachte, das würde reichen, bis ich mir wieder eine Existenz in Thailand aufgebaut habe.

TIP: Es hat aber offensichtlich nicht gereicht...

Rudolf: Du kannst noch so viel Geld mit nach Thailand bringen – auf meine Art verlierst Du es. Entweder bist Du genauso brutal und gewissenlos wie die meisten Geier hier oder Du kennst Dich aus, baust ein gesundes Miß­trauen auf, in­vestierst vorsichtig und bleibst vor allem unabhängig. Bevor ich gemerkt hatte, wie das hier abging, war ich schon pleite. Wenn meine Frau mich auch noch beschissen hätte, wie ich das am laufenden Meter bei meinen Landsleuten beobachten habe, dann hätte ich wie viele andere das Handtuch geworfen und wäre jetzt ein Sozialfall in Deutschland. Aber in diesem Punkt hatte ich wohl mal eine glückliche Hand...

TIP: Wie siehst Du das Verhältnis zwischen Dir und Deiner Frau?

Rudolf: Ich hatte mir nach zwei festen Beziehungen in Deutschland eigentlich vorgenommen, nie mehr zu heiraten und vor allem auch keine Kinder mehr zu machen. Wie alle meine Vorsätze, so sind auch diese in Thailand zum Teufel gegangen. Ich lernte meine Frau an einer Pattaya-Bar kennen. Ihr scharfer Verstand und ihre Wortgewandtheit beeindruckten mich. Dann lernte ich ihre Ehrlichkeit schätzen. Sie hat mich niemals belogen und betrogen - nicht einmal im Ansatz und in Kleinig­keiten. Sie ist ein guter Mensch. Wenn man sie nicht provoziert, kann man sich voll auf sie verlassen. Aber ich habe sie oft provoziert – am Anfang aus Unwissenheit.

TIP: Womit hast Du Deine Frau provoziert?

Rudolf: Ich bin immer von der falschen Voraussetzung ausgegangen, daß es in Thailand möglich ist, eine echte Partnerschaft zu pflegen. Weit gefehlt. Und in einer Partnerschaft sagt man einander nach meiner Vorstellung ungeschminkt die Wahrheit, kritisiert, kann es sich auch leisten, Schwächen zu zeigen und zuzugeben. Die Wahrheit, direkt und ungeschminkt, ist nicht gefragt, negative Kritik gleicht einem Angriff und wird entweder mit Ausreden entschärft, schweigend entgegengenommen oder verursacht einen massiven Gegenangriff – je nach Machtkonstel­lation. Wer einen Fehler zugibt, schwächt seine Position, verliert an Macht, verliert sein „Gesicht“. Treibe niemals einen Thai in die Ecke, von dem Du noch das Geringste erwartest...

TIP: Eine echte Partnerschaft ist in Thailand nach Deiner Meinung also nicht möglich. Warum nicht?

Rudolf: Da mußt Du das gesamte Erziehungs- und Gesellschaftssystem kennen. Alles ist hierarchisch aufgebaut - selbständiges Denken ist eine Kinderkrankheit, die schon von klein auf bekämpft und ausgerottet wird. Kritik wird nur nach unten hin geäußert, und das in gut verpackter Form, wenn man seine Untergebenen bzw. ihre Loyalität noch braucht. Jeder sozial oder im Geldadel Höherstehende faßt Kritik als persönliche Beleidigung auf. Jeder Leitwolf gibt mit der Übernahme von anderen Meinungen indirekt zu, daß die seinige falsch ist und der Grundsatz: „Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand“ bei ihm nicht zutrifft. Ein Thai macht keine Fehler. Wenn aber mal ein Fehler öffentlich verfolgt wird und auch nachweisbar ist, dann kann der Betreffende nur noch mit totaler Demutshaltung die Konsequenzen abmildern.

Und genau so ist es auch in der Ehe. Einer bestimmt, der andere folgt. Solange der Ausländer als Führer dafür sorgt, daß es der Familie gutgeht, und solange er seine Macht nicht über Gebühr ausnutzt, die tradi­­tionelle Verpflichtung des Partners der alten Familie gegenüber beachtet und diese nicht angreift, funktioniert alles blendend. Voraus­gesetzt natürlich, man hat es mit einer Familie zu tun, die ein gewisses menschliches Niveau hat.

Die soziale Umstrukturierung, die in Thailand im Gang ist, schafft soziale Entwurzelung, Slums und Verschiebung der traditionellen morali­schen Werte. Trotzdem: eine wirklich „anständige“ Thai-Frau, die in alt­hergebrachter Tradition erzogen wurde, ist der Traum jedes emanzen­geschädigten Europäers. Solche „anständige“Mädchen gibt es nach meiner Erfahrung durchaus auch unter den Barmädchen. Darum sind sie auch so beliebt bei den Europäern. Sie fühlen sich verpflichtet, Leistung für das Geld zu bringen, welches ihnen der Europäer bietet. Man kann das mit einem loyalen Dienstverhältnis vergleichen. Diese Dienste für Geld anzubieten, ist zwar im strengen Sinn der Thai-Gesellschaftsordnung unmoralisch, aber solange die erste Pflicht einer guten Thai-Tochter erfüllt wird, ihre Familie zu unterstützen, ist es eine läßliche Sünde. Jedes Haus im Isan, jeder Fern­seher, jeder Pickup, jedes Moped für die Familie weist die Urheberin dieses Segens als pflichtbewußten Menschen aus. Da besteht kaum ein Unrechts­bewußtsein. Meist sind die Mädchen sogar sehr religiös – über­zeugte Buddhistinnen.

TIP: Hast Du Deine Leitwolf-Position in der Familie über die Jahre gehalten?

Rudolf: In gewisser Weise, wobei ich durch finanzielle Mißerfolge Federn lassen mußte. Meine außerehelichen sexuellen Eskapaden zwangen mich sogar zu einer totalen Demuts-Demonstration. Hätte ich das nicht gemacht, hätte ich meine Familie verloren bzw. zerbrochen. Meine Frau war bereit, mich mit den Kindern zu verlassen. Ich habe das unter Aufbietung aller Kräfte bis jetzt verhindert. Ich will ganz einfach meinen Kindern nicht die Mutter oder den Vater nehmen - ich müßte, um auch nur eine Chance zu erhalten, die Kinder zu bekommen, mit ihnen nach Deutschland gehen. Die Gerichtspraxis ist dort aber mittlerweile so wirklichkeitsfremd, daß Richter ausgekochten Thai-Huren das Erziehungsrecht mit Prozeßkostenhilfe auf Kosten des deutschen Staates zusprechen und diesen damit ein Erpres­sungs­mittel gegen den deutschen Vater in die Hand geben, der den Prozeß selbst bezahlen muß. Wenn er seine Kinder liebt und nur das Beste für sie will, befindet er sich in einer beschissenen Lage. Ich kenne da mehrere Fälle.

TIP: Was war der konkrete Grund für die Auszugsabsicht Deiner Frau?

Rudolf: Ich habe ihr mehrfach – allerdings unbeabsichtigt – vaginale Infek­­tionen angehängt. Da mußte ich meine Seitensprünge zugeben.

TIP: Hast Du keine Angst, Dir Aids einzufangen? Du benutzt doch offensichtlich bei Deinen Eskapaden kein Kondom!

Rudolf: Allerdings, ich benutze kein Kondom. Vor zehn, fünfzehn Jahren, als das Märchen von der Sex-Seuche in die Welt gesetzt wurde, hatte ich in der Tat Angst. Aber damals galt auch für mich der Spruch: Wenn es unten hart wird, wird es oben weich. Und so machte ich die überraschende Erfahrung, noch immer zu leben, was mich zu der Überzeugung brachte, daß es mit der sexuellen Übertragbarkeit von Aids wohl nicht so ganz stimmen kann, wenn man Blutkontakt vermeidet. Außerdem beobachtete ich über Jahrzehnte Sexualpartner und Landsleute. Kein einziger euro­päischer Bekannter von mir ist bisher an Aids gestorben. Nur einer ist an Hepatitis B gestorben. Aber dagegen kann man sich impfen lassen.

TIP: Gibt es Differenzen bei der Erziehung der Kinder?

Rudolf: Nicht zu knapp! Auch hier backe ich ganz kleine Brötchen. Wenn ich meine Vorstellung von Erziehung durchsetzen will, kann ich das nur allein tun. In ihrer Beziehung zu mir lernen sie die Disziplin und Kon­sequenz, die der Erziehung durch meine Frau abgeht. Die hirnverbrannten, idiotischen Fernsehprogramme, die sich die Kinder von morgens bis abends reinziehen dürfen, bringen mich zum Wahnsinn, wenn ich darüber nach­denke. Ich versuche dem gegenzusteuern, indem ich ihnen deutsche Videos mit etwas pädagogischem Wert unterjuble. Das hat sogar erfreulichen Erfolg, obwohl beide Deutsch nur sehr bedingt verstehen. Meine Zeit erlaubt es nicht, mich gezielt mit ihnen zu befassen, um ihnen Deutsch in konzentrierter Form beizubringen. Sie sprechen zu 90% Thai und besuchen auch den Thai-Kindergarten und die Thai-Schule. Vielleicht ermöglichen es glückliche Umstände, daß sie ihre Ausbildung in Deutschland fortsetzen. Ich bin aber nicht bereit, dafür meine gesamte Arbeitskraft einzusetzen. Ich bemühe mich, ihnen Deutsch und Englisch in der Praxis zu vermitteln und sie zum Gebrauch ihres Gehirns zum Denken und Nachdenken zu zwingen. Des weiteren verhindere ich alle repressiven Ein­wirkungen weitestmöglich und versuche, ihren Widerspruchsgeist zu ent­wickeln und zu fördern.

TIP: Ist Deine Frau erzieherischen Argumenten gegenüber absolut nicht aufgeschlossen?

Rudolf: Ich habe in nun 11 Jahren als Expat in Thailand nicht einen einzigen Thai kennengelernt, der irgendwelchen Argumenten, die nicht von vornherein seine eigenen sind, aufgeschlossen gegenübersteht. Das gilt ganz besonders für Argumente, die von Ausländern kommen. Die hören sich Deinen Sermon an, lächeln höflich, nicken sogar, aber denken: Du kannst mich mal, ich mache das, was ich will. Entweder Du motzt jeden Tag herum, drückst Deinen Willen durch und hast jeden Tag Ärger, der irgendwann einmal zum Knall führt und Dich auf Dauer krank macht, oder Du akzep­tierst ein gefaßtes Thai-Urteil.

TIP: Welche Erfahrungen hast Du mit der Familie Deiner Frau gemacht?

Rudolf: Im Prinzip nur die besten. Die zweitälteste Schwester, Lehrerin, habe ich ganz besonders ins Herz geschlossen. Sie hat praktisch die gesamte Aus­bildung ihrer zwei jüngeren Schwestern finanziert. Niemals ist eine finanzielle Forderung an mich herangetragen worden. Bei jedem Umzug – und da sind einige angefallen in den 11 Jahren – waren fast alle Geschwister und Schwäger ohne Bezahlung dabei. Da wurde inklusive Leitunglegen und Antennenaufstellen alles gemacht, sogar Firmen­schilder gemalt. Die kamen mit dem Pickup angereist über Hunderte von Kilometern. Ich fand das sehr beeindruckend.

Ein Erlebnis möchte ich aber noch als typisch hervorheben. Einem mißratenen Neffen habe ich mal das Motorrad zur Reparatur überlassen. Nach zwei Monaten war der Tank lackiert und mit Abziehbildern ver­sehen, aber einige Teile, die relativ neuwertig waren, sehr stark gealtert. Ich stellte ihn daraufhin zur Rede, worauf meine Schwiegermutter mich in übelster Weise beschimpfte und sich vor ihren Enkel stellte. Der Vater, der seinen Sohn kannte, gab mir recht, unternahm aber auch nichts. Man kann daraus ersehen, wie die traditionellen Wertmaßstäbe sich mit den Generationen verschieben. Die Mutter ist im Prinzip ordentlich und korrekt. Aber die Familie kommt zuerst, und die Söhne zu aller-allererst.

Genauso ist es mit der Rangordnung in der eigenen Familie. Zuerst kommen immer die Kinder, dann Vater und Mutter, die Geschwister, und dann, wenn er Glück hat, der angeheiratete Ehemann. Die Familie bleibt, sie ist meist die einzige soziale Absicherung. Ehemänner kann man wechseln. Dabei kommt es auf die Fairneß des Mädchens an, wie weit die Solidarität mit der Familie geht. Ich habe in meinem Fall die besten Erfahrungen gemacht. Aber man soll niemals den Fehler begehen, Aggressionen gegen Familienangehörige zu zeigen, wenn man keine ernsthaften Probleme provozieren will.

TIP: In Thailand existiert doch noch der traditionelle Brautpreis. Hast Du etwas bezahlt für Deine Frau?

Rudolf: Ich lehne sowas total ab und hätte eine derartige Forderung zum Anlaß für eine Trennung genommen. Das ist für mich Menschenhandel und die Ursache der gesamten offenen und verdeckten üblen Folgen der Prostitution in Thailand. Jeder kann meiner Meinung nach sexuell tun was er will, solange dies nicht auf Kosten von Abhängigen und unter Zwang geschieht. Solange ein Mädchen freiwillig anschaffen geht, um die finanzielle Situation der Familie zu verbessern, ist das ein Job wie jeder andere für mich. Eltern, die ihre Kinder auf dem Sexmarkt verhökern, sollten zwangsweise un frucht­­bar gemacht und in den Knast geschickt werden - desgleichen die Käufer. Leider ist dies in Thailand immer noch weit verbreitet. Die Reichen kaufen sich für billiges Geld ihre Sex-Sklaven direkt an der Quelle. Dagegen kann man auch nichts machen - genausowenig wie gegen die Korruption. Das ist eine Volkskrankheit.

TIP: Wie siehst Du Deine Zukunft?

Rudolf: Die kann ich mir nur mit meiner Familie vorstellen. Wenn wir es uns leisten können, dann ziehen wir uns auf unser Grundstück in Khon Kaen zurück. Ich liebe das Landleben, ich stamme aus einem Dorf. Vielleicht lerne ich dann auch mal ein wenig Thai. In meinem Alter lernt man sowas so schwer wie ein alter Hund das Apportieren. Ich hoffe, daß sich in den folgenden Jahren das Zusammengehörigkeitsgefühl von seiten meiner Frau wieder soweit festigt, daß wir harmonisch zusammen leben können, ohne einander auf den Keks zu gehen und uns gegenseitig zu unterdrücken. Wenn sie mal den ungeliebten Job im Büro aufgeben und sich ihren geliebten Pflanzen widmen kann, wird sie wohl auch ihre von Kindheit an genährten Frustrationen etwas abbauen und mir gegenüber etwas offener sein. Vielleicht - ich wage es kaum auszusprechen - lernt sie sogar etwas auszudiskutieren. Ich brauche das wie die Luft zum Atmen.

TIP: Rudolf, wir danken Dir für Dein Bekenntnis.