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Die Memoiren der Prinzessin Pimsai Amranan alias Pimsai Sawat ("Pimsai Svasti")

Am 29. September 1977 wurde Prinzessin Pimsai Amranan von zwei Angestellten ermordet. Jetzt sind die unvollendeten Memoiren der engen Vertrauten ihrer Tante, der Königinwitwe Ramphai Phanni erschienen, herausgegeben von ihrem in den USA lebenden Sohn. Es handelt sich um ein bemerkenswertes Zeitdokument.

Siamese Memoirs ist der Titel der unvollendeten Autobiographie der Schriftstellerin Pimsai Sawat (Pimsai Svasti), die jetzt von ihrem Sohn Ping Amranan herausgegeben wurde.

Hinweis: Zu diesem Thema existiert ein Thema im Forum, in dem Sie das Buch kommentieren können: http://forum.thailandtip.de/topic=1504

Von Hans Michael Hensel

Bangkok. ม.ร.ว. ปิ่มสาย อัมระนันท์ Mom Ratchawong Pimsai Amranan ("Amranand") war die zweite Thai, die einen Studienabschluß in Oxford erreichte. Sie wurde eine der bekanntesten englischsprachigen Thai-Autorinnen ihrer Zeit, Vertraute von รำไพ พรรณี Ramphai Phanni ("Rambhai Barni"), der Frau des letzten absoluten thailändischen Königs ประชาธิปก Prachathipok ("Prajadhipok"), in dessen englischer Umgebung sie aufgewachsen war. Als Schriftstellerin nannte sie sich, wenn auch nur für Ausländer, Pimsai Sawat ("Pimsai Svasti" geschrieben), nach dem Familienwappen, das die "Swastika" enthält.

1977 wurde sie in ihrem Haus von zwei Angestellten ermordet. Es handelte sich um einen Raubmord, zu dessen Begründung die Täter später angaben, daß sie sich geärgert hätten, als die Ermordete sie am Morgen vor der Tat darum gebeten hatte, bei der Arbeit nicht zu rauchen.

Auf diese sinnlos erscheinende Weise endete das Leben einer Frau, die gesellschaftsbedingt ein für Thais zu ihrer Zeit ungewöhnliches Leben führte. Sie hinterließ eine unfertige Autobiographie, die jetzt von ihrem Sohn, einem in den USA lebenden Photographen und Schriftsteller, herausgegeben und mit Anmerkungen und ergänzenden Kapiteln versehen wurde.

So entstand ein Buch für jeden Thailandkenner, der über die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der 1930er bis 1970er Jahre in Thailand noch etwas Hintergrund erfahren will. Das Buch ist offen, stellenweise geradezu "un-Thai", geschrieben, spannend und aufschlußreich.

Dazu trägt vor allem bei, daß Pimsais Vater seit den 1920er Jahren ein enger Mitarbeiter von König Prachathipok war und dies auch im englischen Exil weiter blieb, als die junge Prinzessin, die seit 1936 in England in der persönlichen Nähe zum oft unterschätzten siebten Herrschers der Chakri-Familie zur selbstständigen und offenen jungen Frau reifte. Insofern kann man das Buch, etwas Geschichtskenntnisse vorausgesetzt, an vielen Stellen zwischen den Zeilen lesen, ein Vergnügen, das man nur selten bei thailändischen Autorinnen hat.

Das Buch streift insbesondere die Vorgänge von 1932, als die absolute Monarchie endete, die Ära des Dikators Plaek Phibunsongkhram, seine Abdankung und Wiederauferstehung nach dem zweiten Weltkrieg, mit hochinteressanten Details. Die Prinzessin hatte außerdem Kontakt zu Pridi Phanomyong, dem wohl interessantesten und gutwilligsten bürgerlichen Politiker, den dieses Land bisher hervorbrachte und der wohl gerade wegen seiner außergewöhnlichen Begabungen relativ erfolglos blieb.

Auch über die thailändische Gesellschaft, naturgemäß vor allem die der "oberen Zehntausend", erfährt man einiges neue oder erhält Dinge, die man bereits ahnte, bestätigt. So beschreibt sie nüchtern ihre "unromantische" Hochzeit, und einen Familienzwist, der entstand, als ihre Schwester einen Engländer heiratete. Diese Episode liest sich — frei und auszugsweise übersetzt — so:

"Warum muß das unserer Familie geschehen?" jammerten meine Eltern... Sie versuchten sie davon abzubringen. Sie sagten ihr, daß sie Gary mochten. Er war gut, nett und klug ... aber er war ein Engländer, ein Farang. Wir nennen alle Weißen Farangs. Wir halten sie für clevere, fähige und hilfreiche Leute, ja wir könnten es ohne sie nicht machen, weil wir ihr technisches Verständnis brauchen. Man kann sich mit ihnen einlassen, sogar mit ihnen leben, aber man heiratet sie nicht. Keine Mischehe ist je glücklich geworden. Meine Eltern gingen zum Beweis durch die Liste aller Mischehen in unserer Familie und unter unseren Bekannten. Aber meine Schwester war unerschütterlich: "Er schreibt mir diese wunderbaren Gedichte", sagte sie. ... Also heirateten sie. Allen taten meine Eltern leid. Mein Schwiegervater sagte: "Das kommt davon, wenn man Mädchen zu frei herumlaufen läßt. Sie hätten besser auf sie so aufgepaßt wie ich auf meine Töchter." ...

Bei den nachfolgenden bibliographischen Angaben wird die offizielle Kauderwelsch-Version der Autorennamen genannt. Einen Thai können Sie damit allerdings nicht nach dem Buch fragen.

"Pimsai Svasti, Ping Amranand": Siamese Memoirs. The Life and Times of Pimsai Svasti. Bangkok: Amulet Production 2011. 199 Seiten, zahlreiche illustrationen, 16,5 x 20,5 cm, 550 Baht, ISBN -713-2.

Nach den Regeln des königlichen Sprachinstituts überträgt man die beiden Autorennamen zutreffend und für jedermann verständlich:

ปิ่มสาย สวัสดิ์ Pimsai Sawat

ปิง อัมระนันท์ Ping Amranan (eigentlich ปิงคล์สวัสดิ์ อัมระนันทน์ Pingkhasawat Amranan)

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